KW9 – turn your radio on!

Fokus auf die Dimensionen! Diese Woche ist’s wieder ganz spannend. Es geht zwar eher wieder mal mehr in Richtung Wissenschaft, aber die Themen sind wirklich sehr interessant und abwechslungsreich. Am liebsten hätte ich für jeden Tag „Dimensionen“ vorgeschlagen – aber minimale Abwechslung sollte auch hier zu finden sein! Was hat es mit Kränkungen auf sich. Vom Haben und Nichthaben und warum das so ist? Und dann auch noch was zum Thema Posttraumatische Belastungsstörungen …

Deshalb – turn your radio on – Mama!

Montag – Donnerstag, 27.2.-2.3., 9.05 Uhr
Radiokolleg – Die Macht der Kränkung

Wie aus Enttäuschungen Neues entsteht.
Gestaltung: Margarethe Engelhardt-Krajanek

Scheinbar kleine Kränkungen entfalten oft große Wirkung. Menschen kapseln sich ab, verlieren den Kontakt zu ihren Mitmenschen, flüchten sich in ihre eigene Ideenwelt. Viele entwickeln eine Depression. Denn Kränkungen erschüttern den Selbstwert. Sie bewirken eine tiefe Enttäuschung, vor allem über sich selbst. Der Gerichtspsychiater Reinhard Haller hat Verbrechen analysiert, die eines gemeinsam haben: das Erlebnis der Kränkung. Aus Sicht der Psychoanalyse lösen Kränkungen schwere narzisstische Krisen aus. Die Kränkung kann zum Lebensthema werden, das Entscheidungen und Handeln nachhaltig beeinflusst. Doch manche Menschen können eine Kränkung verwandeln. Sie betrachten sie als Erkenntnis und fühlen sich herausgefordert, nach einer anderen Lösung zu suchen. Ihre Form der Konfliktverarbeitung hängt von den Skills ab und der Stabilität ihrer Bindungserfahrung, die sie bereits im Kindesalter erworben haben, erklärt die Bindungsforscherin Svenja Tauber von der Universität Kassel. Ent-Täuschungen führen dann zu Atempausen, zum Nachdenken und neu ordnen. Wenn Menschen bar jeder Täuschung in der Lage sind, den Konflikt, den eine Kränkung auslöst, zu integrieren, kann diese zum Impuls schöpferischer Kraft werden. So liegen manchen wissenschaftlichen Erkenntnissen ursprünglich Enttäuschungen zugrunde. Und Künstler aller Sparten müssen viele Rückschläge überwinden, bis sie Respekt und Anerkennung erwerben. Die Lebenskunst ist es, damit umgehen zu lernen.

Montag, 27.2., 19.05 Uhr

Dimensionen

Vom Haben und Nichthaben.
Der Ungleichheitsforscher Branko Milanovic im Porträt.
Gestaltung: Tanja Malle

Die gute Nachricht: Im weltweiten Vergleich nimmt die Einkommensungleichheit seit einigen Jahren ab. Die schlechte Nachricht für die westlichen Industrienationen: Hier nimmt sie zu – die Mittelschicht schrumpft. Die Prognose, die Branko Milanovic, einer der weltweit führenden Ungleichheitsforscher, daraus ableitet: Es ist gut möglich, dass Populismus und Plutokratie, also die Herrschaft des Geldes bzw. der Reichen, zunehmen werden. Branko Milanovic wurde in Jugoslawien geboren, dessen Credo „Gleichheit und Brüderlichkeit“ war und das nicht zuletzt aufgrund zunehmender ökonomischer Ungleichheit zerfallen ist. Heute forscht und lehrt er in den USA und in Luxemburg. Der Ausgangspunkt seiner Arbeiten ist das Jahr 1988. Ein Jahr später fiel die Berliner Mauer, wurden die kommunistischen Volkswirtschaften in die Weltwirtschaft eingegliedert und China begann die Folgen seiner ökonomischen Öffnung zu spüren. In seinem kürzlich bei Suhrkamp erschienenen Buch „Die ungleiche Welt“, geht Branko Milanovic der Frage nach, welche globalen Folgen Ungleichheit hat und wie dieser begegnet werden könnte?

 

Diensttag, 28.2., 19.05 Uhr

Dimensionen

Aus dem Lot.
Posttraumatische Belastungsstörungen – und wie man sie behandeln kann.
Gestaltung: Hanna Ronzheimer

Eine Vergewaltigung, ein Kriegserlebnis, ein Verkehrsunfall – manchmal wirft ein einziges Schockerlebnis einen Menschen für immer aus der Bahn. Unerträgliche Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit oder Schwindelattacke sind typische Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung. Etwa 20 Prozent der Menschen, die etwas Schreckliches durchleben, bekommen sie – und werden sie nur schwer wieder los.

In vielen Fällen tauchen die Symptome erst Wochen, Monate oder gar Jahre nach einem traumatischen Erlebnis auf. Bei der Behandlung spielen neben der Psychotherapie auch Psychopharmaka eine Rolle. Bisher allerdings nur zur Symptombekämpfung. Momentan sucht die Forschung nach einem Medikament, das den Ausbruch einer posttraumatischen Belastungsstörung überhaupt verhindern kann. Gerade in dem Zeitfenster zwischen dem Erlebnis und dem Ausbruch der Krankheit sehen Mediziner eine Chance. Wird es demnächst gar eine „Psycho-Impfung“ geben, beispielsweise für Bundesheersoldaten?

Turn your radio on, mama!

Viel Vergnügen mit Ö1 und meinen persönlichen Empfehlungen …

(Beitragsbild: Zeichnung von Reinhilde Becker im gehört 2/2017)

(Sendungstexte: oe1.ORF.at)

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